Elena Conti erhält renommierten Jung-Preis für Medizin
Preisverleihung am 15. Mai, Jung-Symposium zu den Forschungsergebnissen der diesjährigen Preisträger*innen am 16. Mai.
Welche molekularen Mechanismen sind für den kontrollierten Abbau von mRNA-Molekülen verantwortlich? Wie werden mRNAs verpackt, geschützt und durch die überfüllte zelluläre Umgebung transportiert, um die Proteinsynthese-Maschinen zu erreichen? Diese Fragen stehen im Zentrum von Elena Contis Forschung, für die die Direktorin am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München am 15. Mai 2025 mit dem traditionsreichen Jung-Preis für Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet wird.

Elena Conti, Direktorin und Leiterin der Forschungsabteilung „Zelluläre Strukturbiolgie“ am Max-Planck-Institut für Biochemie, erforscht, wie Zellen fehlerhafte Boten-RNAs (mRNAs) erkennen und abbauen. Besonders interessiert sie sich für krankheitsrelevante Mutationen in diesen Mechanismen, die sie mit neuesten Methoden entschlüsselt. Denn Störungen in diesem Prozess können neurodegenerative Erkrankungen wie ALS und Spinale Muskelatrophie (SMA), bestimmte Krebsarten und genetisch bedingte Stoffwechselstörungen begünstigen. Ihre Arbeit in diesem Feld hat entscheidend dazu beigetragen, das Zusammenspiel molekularer Maschinen zu verstehen.
Für Conti ist Wissenschaft eine Leidenschaft, die sie über Jahre entdeckte – inspiriert von exzellenten Lehrern und Mentoren. „Forschung ist für mich wie ein großes Puzzle. Man sammelt einzelne Beobachtungen, fügt sie zusammen, und plötzlich entsteht ein Bild“, beschreibt sie ihre Faszination.
Conti teilt sich den diesjährigen Preis mit Prof. Dr. Jörn Piel, Leiter der Forschungsgruppe „Bakterielle Naturstoffe“ am Institut für Mikrobiologie der ETH Zürich. Mit ihrem Teil des Preisgelds möchte sie eine neue, vielversprechende Hypothese zu einer speziellen Mutation im Exosom-Komplex weiterverfolgen, der eine Schlüsselrolle im RNA-Abbau spielt. Der Preis wird am 15. Mai 2025 in Hamburg verliehen.
Über die Preisträgerin
Elena Conti studierte Chemie an der Universität Pavia in Italien. 1997 promovierte sie auf dem Gebiet der Proteinkristallografie am Imperial College in London. Nach ihrer Postdoktorandenzeit im Labor von John Kuriyan an der Rockefeller Universität in New York, USA, wurde sie 1999 Gruppenleiterin am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie, EMBL, in Heidelberg. Dort konzentrierte sie ihr Forschungsinteresse auf die Mechanismen des RNA-Exports in das Zellplasma, sowie die Struktur und Funktion der daran beteiligten molekularen Maschinen. Seitdem hat Conti ihren Forschungsschwerpunkt auf die molekularen Mechanismen verlagert, die den RNA-Abbau im Zellkern und im Zytoplasma regulieren, insbesondere diejenigen, die die Qualitätskontrollwege beeinflussen. 2006 wurde sie Direktorin und wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München. Hier leitet sie die Abteilung „Zelluläre Strukturbiologie“. Seit 2007 ist sie Honorarprofessorin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Conti erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2008 den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis und 2014 den Louis-Jeantet-Preis für Medizin.
Einladung zum 5. Jung-Symposium
Wer tiefer in die Forschungsergebnisse der diesjährigen Preisträger:innen eintauchen möchte, hat am 16. Mai 2025 die Gelegenheit dazu. Beim 5. Jung-Symposium „Ausgezeichnete Humanmedizin 2025“ präsentieren Prof. Elena Conti, PhD, Prof. Dr. Jörn Piel, Prof. Wolf-Herman Fridman und Dr. med. Benjamin Ruf ihre Arbeiten in spannenden Vorträgen. Die Veranstaltung findet von 13:00 bis 16:00 Uhr im Ian K. Karan Hörsaal, Campus Lehre (Gebäude N55) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) statt und wird zudem per Livestream übertragen.
Alle Informationen, das aktuelle Programm sowie die Möglichkeit zur Anmeldung stehen unter https://jung-stiftung.de/en/symposium-2025/ zur Verfügung. Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten.
Über die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung
Die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung mit Sitz in Hamburg ist eine unabhängige Stiftung, die mit drei jährlich vergebenen Preisen Projekte der Grundlagen- und weiterführenden Forschung von besonderer klinischer Relevanz ehrt. Seit 1967 hat die Stiftung mehr als 15 Mio. Euro in die Förderung von Forscher:innen investiert, die mit ihren Projekten eine Brücke von der Forschung zum Krankenbett schlagen. Unter dem Motto „Ausgezeichnete Humanmedizin“ trägt die Stiftung so maßgeblich zur Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten bei. Der Jung-Preis für Medizin, die Jung-Medaille für Medizin in Gold und der Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung zählen in ihrer Gesamtsumme europaweit zu den höchstdotierten Medizinpreisen. Mit der zusätzlichen Vergabe von Fellowships und Deutschlandstipendien kommt die Stiftung so auf Förderungen im Wert von insgesamt bis zu 650.000 Euro jährlich. Mehr Informationen unter www.jung-stiftung.de
Glossar:
Exosom: ist ein tonnenförmiger Komplex aus neun Proteinuntereinheiten, wobei ein zehnte exoribonukleolytisches Protein am Boden der Tonne sitzt und die Grundbausteine der mRNA, die Ribonukleotide zerschneidet.
mRNA: Abkürzung für Boten-Ribonukleinsäure enthält die genetische Information über den Aufbau eines Proteins. Das fadenförmige Molekül besteht aus vier Grundbausteinen, den verschiedenen Ribonukleotiden Adenin, Guanin, Cytosin und Uracil. Die Abfolge der Ribonukleotide legt die Reihenfolge der Aminosäuren fest, den Grundbausteinen der Proteine.
Ribosome: werden als "Proteinfabriken" der Zellen bezeichnet. Hier wird die mRNA-Sequenz im Prozess der Translation zu einer Aminosäuresequenz übersetzt, den Grundbausteinen von Proteinen und zu Aminosäureketten synthetisiert.