EU-Förderung für Virenbekämpfungsnetzwerk
Forschungsgruppenleiter am MPI für Biochemie koordiniert europaweites Förderprojekt
Die Europäische Kommission zielt mit ihren ERA-NET-Programmen darauf ab, die europaweite Forschungsförderung enger aufeinander abzustimmen und damit die wissenschaftliche Kompetenz des Kontinents zu bündeln. Ein von Andreas Pichlmair vom Max-Planck-Institut (MPI) für Biochemie in Martinsried bei München koordiniertes Projekt hat nun einen der begehrten Grants erhalten, der den Forschern insgesamt über zwei Millionen Euro einbringt. Das multinationale Team beabsichtigt, evolutionär konservierte Abwehrmechanismen gegen Viren zu identifizieren. Dadurch hoffen sie geeignete Mechanismen zu finden, die für künftige antivirale Therapieansätze genutzt werden könnten.
Globale Massenmigrationen oder der übermäßige Einsatz von Antibiotika und daraus resultierende Resistenzen sorgen für eine zunehmend rasche Ausbreitung von neuen und überwunden geglaubten Infektionskrankheiten. Um dieser Bedrohung zu begegnen, bringt das Programm Infect-ERA der Europäischen Kommission Projekte aus Grundlagen-, angewandter und klinischer Forschung zusammen und versucht so die molekularen Mechanismen hinter Infektionskrankheiten zu entschlüsseln. Teil dieser Initiative wird ab Mai 2015 auch das Projekt ERASE (Evaluating viral RNA/DNA-bound proteins Across SpeciEs) sein. Die Kooperation von Wissenschaftlern aus Dänemark, Frankreich, Österreich und Deutschland wurde zusammen mit sieben weiteren aus 118 Anträgen ausgewählt. Koordinator ist Andreas Pichlmair, Forschungsgruppenleiter am MPI für Biochemie.
Die Wissenschaftler interessieren sich für die Abwehr von Viren: Hauptziel wird sein, neue Kandidaten für Wirkstoffe vorherzusagen. Konkret suchen sie nach Proteinen, die sich in der Evolution bereits bei der Virenabwehr bewährt haben. In verschiedenen Organismen sollen mittels Massenspektrometrie zunächst Proteine identifiziert werden, die virales Erbgut erkennen und binden. Anschließend werden die entsprechenden Proteine in anderen Organismen auf ihre Wirksamkeit überprüft. Dieser Ansatz soll sowohl die evolutionären Zusammenhänge der Virenabwehrsysteme klären, als auch das Potenzial neuer Kandidaten für die Medikamentenentwicklung überprüfen.