Neuer MPIB-Forschungsgruppenleiter Thierry Nordmann mit renommiertem Oscar-Gans-Preis ausgezeichnet
Thierry Nordmann, Leiter der neuen Forschungsgruppe „Molekulare und räumliche Biologie der Haut" am Max-Planck-Institut für Biochemie, erhält den renommierten Oscar-Gans-Preis 2025 für seine bedeutende Forschung zu schweren Hautreaktionen.
Der Facharzt für Dermatologie und Venerologie Dr. Thierry Nordmann leitet seit April 2025 am Max-Planck-Institut für Biochemie (MPIB) eine neue Forschungsgruppe. Mithilfe der Massenspektrometrie-basierten Proteomik wird er die Proteinzusammensetzung klinischer Proben analysieren, um die molekularen Grundlagen der verschiedenen Hautkrankheiten zu verstehen. Nun wurde der Wissenschaftler für seine wegweisende Arbeit zur Rolle des JAK/STAT-Signalwegs bei Toxisch Epidermaler Nekrolyse mit dem renommierten Oscar-Gans-Preis 2025 ausgezeichnet. Der von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde am 30. April in Berlin im Rahmen der DDG-Jahrestagung verliehen.

Verständnis für lebensbedrohliche Hautreaktionen
Die Haut ist unser größtes Organ und eine immunologisch hochaktive Barriere zur Außenwelt. Das Spektrum der Hauterkrankungen reicht von milden Symptomen bis hin zu lebensbedrohlichen Reaktionen. Thierry Nordmann, der neben seiner Forschungstätigkeit auch als Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität tätig ist, befasst sich intensiv mit den molekularen Mustern von Hautkrankheiten. „Mein Ziel ist es, diese Mechanismen zu entschlüsseln, um gezieltere Therapien zu ermöglichen", erklärt der Wissenschaftler.
Thierry Nordmann arbeitet seit 2021 am Max Planck Institut für Biochemie und hat als Postdoctoral Fellow im renommierten Labor von Professor Matthias Mann umfassende Expertise im Bereich der Proteomikforschung gesammelt. Sein Fokus lag dabei auf der proteomischen Analyse schwerer Arzneimittelreaktionen, insbesondere der toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN) – einer seltenen, aber potenziell tödlichen Reaktion der Haut auf Medikamente. Durch die Anwendung einer neuartigen Methode, der sogenannten “Deep Visual Proteomics”, welche im Labor von Matthias Mann entwickelt wurde, gelang es Thierry Nordmann, die Aktivierung der JAK/STAT-Signalweges als treibende Kraft dieser Krankheit zu identifizieren. Diese Erkenntnis ermöglichte erstmals eine zielgerichtete Therapie mittels JAK-Inhibitoren, welche nach vorklinischen Untersuchungen zu einer raschen Besserung bei sieben Patienten geführt hat. Thierry Nordmann erklärt: „Erstmalig konnte mithilfe der Proteomik-Forschung zeitnah ein klinisch relevanter Therapieansatz für diese schwerwiegende Erkrankung vorgeschlagen werden.“ Die Studie erweckte großes Interesse in der Wissenschaftsgemeinschaft und darüber hinaus. (Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.)
Oscar-Gans-Preis 2025
Nun wurde Thierry Nordmann für die herausragende Forschungsarbeit mit dem Oscar-Gans-Preis 2025 geehrt. Der Preis wurde am 30. April auf der 53. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) in Berlin verliehen. Matthias Mann sagt: „Thierry Nordmann verbindet auf beeindruckende Weise Grundlagenforschung in der Molekularbiologie, technologische Innovation in der Proteomik und klinische Anwendung in der Dermatologie. Seine Forschung rettet Menschenleben und zeigt eindrucksvoll das Potenzial der Proteomik in der translationalen Medizin.“
Neue Forschungsgruppe mit zukunftsweisenden Zielen
Mit seiner neuen Forschungsgruppe „Molekulare und räumliche Biologie der Haut“ wird Thierry Nordmann die Hautforschung am MPIB weiter vorantreiben. „Der Erfolg unserer TEN-Studie motiviert mich enorm für die zukünftige Arbeit", erklärt er. „Wir verwenden die Haut als Modellsystem, um grundlegende biologische Mechanismen von Entzündungen, Autoimmunerkrankungen und Hautkrebs zu untersuchen.“
Der Wissenschaftler wird dabei weiterhin auf die Stärken der Massenspektrometrie-Proteomik setzen und diese mit Methoden der künstlichen Intelligenz kombinieren. „Unser Ziel ist die Identifizierung krankheitsdefinierender molekularer Muster mit direkter medizinischer Relevanz. Wir konzentrieren uns besonders auf dermatologische Erkrankungen, bei denen mechanistische Erkenntnisse die klinische Praxis entscheidend verbessern können.
Über Thierry Nordmann
Dr. med. Dr. phil. nat. Thierry Nordmann, in der Schweiz und den USA aufgewachsen, studierte Medizin in Basel und Zürich. Unterstützt durch Fördergelder des Schweizerischen Nationalfonds absolvierte er seinen MD-PhD am Universitätsspital Basel und promovierte 2015 (Dr. med.) und 2016 (Dr. phil. nat.). Nach Abschluss seiner klinischen Ausbildung mit dem Facharzt für Dermatologie und Venerologie (2021) zog er nach München und war als Postdoktorand in der Abteilung Proteomik und Signaltransduktion unter der Leitung von Prof. Matthias Mann tätig. Seit 2024 ist er Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Klinikum der LMU.
Zum Oscar-Gans-Preis
Mit dem Oscar-Gans-Preis werden herausragende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die sich im besonderen Maße dermatologischer Forschung widmen, für besonders hochwertige und innovative Arbeiten mit klinischer Relevanz in der experimentellen Dermatologie ausgezeichnet. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft verliehen und von der Firma Galderma unterstützt.
Glossary
Deep Visual Proteomics: a spatial proteomics method developed in the laboratory of Professor Matthias Mann (Mund et al., Nature Biotechnology, 2022). This method combines modern microscopy, artificial intelligence, laser microdissection and ultra-sensitive mass spectrometry.
JAK inhibitors: are drugs that inhibit the JAK (Janus kinase) protein and thus block the JAK/STAT signaling pathway.
JAK/STAT signaling pathway: is a signaling pathway occurring in cells in which the JAK (Janus kinase) protein and the STAT protein (Signal Transducers and Activator of Transcription) are involved. This pathway is critical for various cellular processes, including inflammation, cell growth, and differentiation.
Mass spectrometry: is an analytical technique that separates and measures ions according to their mass-to-charge ratio to identify and quantify chemical substances or molecules. It is a cornerstone technology in proteomics, enabling the identification and quantification of thousands of proteins in complex biological samples.
Omics technology: is a collective term for a group of methods in biotechnology and biology that enable the global analysis of biomolecules in biological systems. The methodology has the potential to show the overall context of biological systems. Common “omics” technologies are: Genomics: examines the entire genome, i.e., the entirety of DNA in a cell; Transcriptomics: analyzes the entire set of RNA molecules produced in a cell. Proteomics: examines the entire set of proteins produced by a cell or organism. Metabolomics: the study of all the metabolites in a cell and epigenomics: the study of all the epigenetic modifications in a genetic material.
Proteome: comprises the totality of all proteins in a living organism, a tissue or a cell at a specific point in time. The proteome is highly dynamic and reacts to the requirements of the cell, as well as to diseases or environmental influences.
Proteomics: is the study of the proteome.