"International Gairdner Award" an Ulrich Hartl - Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie erhält hochrangigen kanadischen Wissenschaftspreis
Für seine grundlegenden Beiträge zur Aufklärung von Schlüsselmechanismen der zellulären Proteinfaltung wird Prof. Ulrich Hartl, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, mit dem mit 30.000 Dollar (Can) dotierten Gairdner-Preis 2004 geehrt, einer international hoch angesehenen Auszeichnung in der Biomedizin, die alljährlich von der Gairdner Foundation, Kanada, vergeben wird.
Die 1957 in Toronto von dem Industriellen James Arthur Gairdner gegründete Stiftung ehrt jährlich ausländische Wissenschaftler für herausragende Entdeckungen oder Beiträge zur medizinischen Forschung. Ulrich Hartl erhält den Gairdner Preis gemeinsam mit dem britischen Wissenschaftler John Ellis und dem amerikanischen Forscher Arthur Horwich. Der wissenschaftliche Beirat der Gairdner Stiftung wählt jeweils nur die Besten eines Faches als Preisträger aus: Rund ein Viertel der bisher 274 ausgezeichneten hochrangigen Wissenschaftler wurden auch mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Hartl erhält den Preis für seine Entdeckungen, dass Proteine in der Zelle mit Hilfe von Proteinkomplexen, sogenannten molekularen Chaperonen, die richtige dreidimensionale Form erhalten, um damit ihre funktionelle Aufgabe in der Zelle erfüllen zu können. Chaperon ist eine veraltete französische Bezeichnung für eine Anstandsdame, die eine jüngere Dame zu ihrem Schutz begleitet und dafür sorgt, dass ihrem Schützling unerwünschte Männer nicht zu nahe kommen. Ähnlich arbeiten die molekularen Chaperone in der Zelle: Sie sollen ermöglichen, dass nur die richtigen Teile eines Proteins zueinander finden und damit die korrekte dreidimensionale Struktur erhalten.
Die korrekte Faltung von Proteinen ist Voraussetzung dafür, damit diese wichtige zelluläre Lebensfunktionen ermöglichen. Falsch gefaltete Proteine können in der Zelle zu Aggregaten verklumpen und damit die Entstehung von Alzheimer’scher Krankheit, Zystischer Fibrose, Chorea Huntington oder der Creutzfeldt-Jacob-Krankheit auslösen. Die Abteilung von Professor Hartl am Max-Planck-Institut für Biochemie beschäftigt sich nicht nur damit, auf welche Weise molekulare Chaperone die Faltung neu gebildeter Proteine beeinflussen, sondern auch mit ihrer Rolle bei den genannten Krankheiten. So konnten Hartl und seine Mitarbeiter kürzlich zeigen, dass bestimmte Chaperone die Bildung falsch gefalteter Proteine bei Chorea Huntington effizient unterdrücken können.
Der 1957 geborene Preisträger F.-Ulrich Hartl studierte Medizin und promovierte an der Universität Heidelberg. Als wissenschaftlicher Assistent war er zwei Jahre bei Walter Neupert - ebenfalls ein Gairdner-Preisträger - an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglichte ihm einen ersten Forschungsaufenthalt an der University of California, Los Angeles. Als Professor und Investigator des Howard Hughes Medical Institute war er dann am Sloan-Kettering Institute und an der Cornell University in New York tätig. 1997 gelang es der Max-Planck-Gesellschaft, den hochrangigen Wissenschaftler wieder nach Deutschland zurückzuholen, wo er nun seit sieben Jahren die Abteilung Zelluläre Biochemie leitet. Seit 2003 ist er zusätzlich Präsident der Deutschen Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM).
Für seine Forschungsarbeit wurde Hartl bereits mit dem Lipmann-Preis der Amerikanischen Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie ausgezeichnet. Erst 2002 verlieh ihm die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, den höchsten deutschen Wissenschaftspreis. Der Preis von 30.000 kandischen Dollar der Gairdner-Stiftung wird ihm - gemeinsam mit den anderen Preisträgern - im Oktober 2004 bei einem Festsymposium in Toronto überreicht. [ED/AT]
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