Übernahme der U3 Pharma AG durch DAIICHI SANKYO

23. Mai 2008

Mit dem Verkauf der Max-Planck-Ausgründung U3 Pharma an das zweitgrößte japanische Pharmaunternehmen, wird der Biotechnologie-Standort “München-Martinsried” im Bereich Onkologie wesentlich aufgewertet.

Das Martinsrieder Biotechnologie-Unternehmen U3 Pharma AG ist für 150 Millionen Euro von dem japanischen Pharmakonzern DAIICHI SANKYO übernommen worden. U3 wurde 2001 durch Professor Axel Ullrich gegründet, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie. Das Unternehmen ist auf die Entwicklung von monoklonalen Antikörpern für die Behandlung von Krebs spezialisiert. Erst kürzlich konnte der neue anti-HER3 Antikörper (U3-1287/AMG 888) der Firma die vorklinische Prüfung passieren und sich für klinische Studien qualifizieren. U3 Pharma beschäftigt derzeit 27 Mitarbeiter. Diese werden weiterhin im Unternehmen und am Standort Martinsried bleiben.

Alle Antikörper, die von U3 Pharma derzeit entwickelt werden, sind zu den so genannten ziel gerichteten Therapeutika zu rechnen. Sie stellen spezifische Inhibitoren von zellulären Wachstums-Rezeptoren dar und sollen als Wirkstoffe gegen bestimmte Brust-, Lungen-, Haut- und Darmkrebsarten entwickelt werden. Die Wirkstoffe basieren auf Ergebnissen der Grundlagenforschung der Forschungsabteilung „Molekularbiologie“ am Max-Planck-Institut für Biochemie, deren Direktor Professor Axel Ullrich ein Pionier der translationalen Medizin ist. Bereits zwei „Blockbuster“ der Tumorbehandlung, Herceptin® (gegen Brustkrebs) und Sutent® (gegen Gastrointestinale Stromatumore und metastasierendes Nierenzellkarzinom) gründen auf den Forschungsergebnissen von Axel Ullrich und seinen Mitarbeitern.

DAIICHI SANKYO kann durch den Erwerb von U3 Pharma sein Portfolio von potentiellen Antitumor-Wirkstoffen deutlich erweitern. Das weltweite tätige Unternehmen etabliert durch die Akquisition außerdem seinen vierten Forschungs- und Entwicklungsstandort außerhalb Japans. "Die Vereinbarung mit DAIICHI SANKYO stellt einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung von U3 Pharma dar. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit den Kollegen von DAIICHI SANKYO an der Fortentwicklung der Wirkstoffe in der Pipeline von U3 und ihrer Umsetzung in neue Krebstherapien zu arbeiten. Die Übernahme zu diesem Zeitpunkt sichert die Weiterentwicklung viel versprechender und dringend benötigter Krebstherapeutika", kommentiert Axel Ullrich den Kauf.

Rund 60 Patente hat Axel Ullrich mittlerweile zusammen mit seinen Mitarbeitern angemeldet und zählt damit nicht nur wissenschaftlich zu den erfolgreichsten Krebsforschern weltweit. Als Unternehmer hat er vier Biotechnologie-Firmen gegründet, davon drei auf dem Campus in Martinsried. Seit 1988 leitet er die Abteilung Molekularbiologie im Martinsrieder Max-Planck-Institut für Biochemie. Im Jahr 2005 unterstützte er als Initiator und Koordinator den Aufbau des Singapur "Oncogenome Project" im Zentrum für Molekulare Medizin (umbenannt in „Institute of Medical Biology“) der „Agency for Science, Technology, and Research“ in Singapur. Durch zahlreiche Preise wurde seine Forschung ausgezeichnet. Erst kürzlich ehrten ihn die Karl-Heinz-Beckurts-Stiftung, die AACR-Pezcoller-Foundation for Cancer Research und die Deutsche Krebshilfe. Die aktuelle Übernahme seiner dritten Firma bestätigt die erfolgreiche Strategie des Spitzenforschers, der einen raschen Transfer der Ergebnisse aus der Grundlagenforschung zur Entwicklung von Krebstherapeutika verfolgt.

Bereits seine erste Firmengründung, SUGEN Inc., hat die Pionierarbeit der Wirkstoff-Entwicklung für das jetzt erfolgreiche Krebsmedikament Sutent® übernommen und wurde dann von einer größeren Firma gekauft. „Kleine innovative Biotechnologie-Firmen haben die Kreativität und Flexibilität, die in der ersten Phase der Wirkstoff- Entwicklung unerlässlich sind. Große Pharmafirmen – wie jetzt DAIICHI SANKYO – haben das Kapital und die Mitarbeiter, die sehr teuren klinischen Studien durchzuführen und einen Wirkstoff zu einem in der Therapie einsetzbaren Medikament weiterzuentwickeln. U3 Pharma hätte dies aus eigener Kraft sicherlich nicht geschafft“, meinte Ullrich. Für ihn ist das Engagement als Gründer und Ratgeber von Biotech-Unternehmen selbstverständlich.

Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) betreffende Aspekte im Zusammenhang mit dem Verkauf von U3 wurden durch Max-Planck-Innovation koordiniert. Die Gesellschaft ist mit dem Technologie-Transfer der Max-Planck-Gesellschaft beauftragt und unterstützt Wissenschaftler der MPG bei der Umsetzung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in marktfähige Produkte durch Firmengründungen oder Patentund Lizenzvereinbarungen. Seit dem Jahr 2000 hat Max-Planck-Innvovation über 40 Ausgründungen betreut, 700 Lizenzverträge abgeschlossen und daraus rund 140 Millionen Euro an Erlösen für die Erfinder, Institute und die Max-Planck-Gesellschaft erzielt. Mit dieser Bilanz zählt Max-Planck-Innovation weltweit zu den erfolgreichsten Technologietransfer-Einrichtungen.

Das Max-Planck-Institut für Biochemie ist mit rund 800 Mitarbeitern eines der größten Forschungsinstitute der Max-Planck-Gesellschaft. Das Institut wurde 1973 auf dem Campus Martinsried als Keimzelle der Lebenswissenschaften und der Biotechnologie-Entwicklung gegründet. Es zählt weltweit zur Spitzenklasse der Forschungsinstitutionen für Protein-, Struktur- und biomedizinische Forschung.

Weitere Informationen erhalten Sie von:

Max-Planck-Institut für Biochemie

Eva-Maria Diehl, Öffentlichkeitsarbeit

Martinsried bei München

Tel. +49 89 8578—2824

diehl@biochem.mpg.de

Max-Planck-Innovation GmbH

Ulrich Mahr, Mitglied der Geschäftsleitung

Tel: + 49 89 29 09 19-0, Email: mahr@max-planck-innovation.de

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