Forschung von Wolfgang Neubert legt die Basis

12. Dezember 2007

Max-Planck-Innovation GmbH, die Technologie-Transfer- Einrichtung der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), und die Schweizer AmVac AG, ein biopharmazeutisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Vermarktung innovativer Impfstoffe konzentriert, haben eine Lizenzvereinbarung unterzeichnet. Damit erhält AmVac exklusive Rechte an einer Technologie, die es ermöglicht, eine neue Klasse von Impfstoffen mit verbesserter Wirksamkeit und Sicherheit zu entwickeln und zu produzieren. Max-Planck-Innovation bekommt im Gegenzug Vorab- und Meilensteinzahlungen sowie Lizenzzahlungen aus künftigen Verkaufserlösen. Zudem erhält die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) eine Beteiligung an AmVac.

Die Technologie beruht auf wegweisenden Forschungsarbeiten von Prof. Neubert, Leiter der Arbeitsgruppe Molekulare Virologie am Max-Planck-Institut für Biochemie, und seinem Team. Durch gezielte Modifikation des Rückgrates des Sendai Virus (ein Erreger, der für Menschen nicht pathogen ist) haben die Wissenschaftler einen neuen Impfstoff-Prototyp geschaffen, der sich nicht selbst vermehren kann, aber Wirtszellen effizient dazu anregt, ein gewünschtes Antigen zu produzieren. Vorklinische Studien zeigen, dass dadurch das gesamte Spektrum an Immun-Abwehrmechanismen stimuliert wird, wie es sonst nur durch natürliche Infektionen oder Lebendimpfstoffe möglich ist. Es besteht jedoch kein Risiko, dass das Virus sich vermehrt, im Körper ausbreitet oder eine dauerhafte Infektion auslöst.

“Wir erwarten deshalb, dass unser neuer Impfstoff die besondere Wirksamkeit von Lebendimpfstoffen mit außergewöhnlich hohen Sicherheitsstandards verbindet” sagt Prof. Neubert. “Dies ist vor allem für die Behandlung von Babys, älteren Menschen und Patienten mit geschwächtem Immunsystem wertvoll. Ich freue mich sehr darauf, unseren Ansatz zusammen mit dem Team von AmVac weiter zu validieren und bis zur Klinik und zum Markt voran zu bringen.”

Mit Hilfe reverser Genetik kann der Impfstoff leicht angepasst werden, so dass er im Impfling die Produktion verschiedener Antigene auslöst, die für die Bekämpfung vielfältiger Krankheiten von Bedeutung sind. Außerdem haben die Wissenschaftler einen effizienten Produktionsprozess entwickelt, der rekombinante Helferzellen nutzt, um das selbst vermehrungsunfähige Virus rasch zu vervielfältigen. “Die Technologie bietet eine äußerst vielseitige Plattform. Damit könnte eine Impfung auch für solche Patienten oder Krankheiten möglich werden, für die bislang keine wirksame vorbeugende Behandlung existiert”, ergänzt Dr. Stein- Gerlach, Patent- und Lizenzmanager von Max-Planck-Innovation. “Wir haben sorgfältig eine Reihe verschiedener Optionen für die Kommerzialisierung geprüft und mit AmVac eine optimale Lösung gefunden. Das Team ist äußerst kenntnisreich und auf dem Gebiet der Impfstoffentwicklung hervorragend vernetzt. Beides wird entscheidend sein, um die Technologie zu ihrem vollen Potenzial zu entwickeln.”

Die Partner beabsichtigen, in München eine F&E-Niederlassung von AmVac aufzubauen, um die Plattform zu validieren und weiter zu entwickeln. Das am weitesten fortgeschrittene Projekt ist ein Impfstoff gegen den Respiratory- Syncytial-Virus (RSV) zur Vorbeugung von Atemwegserkrankungen. Dieser Impfstoff soll als Nasenspray verabreicht werden, um einerseits die Unannehmlichkeiten und möglichen Schwierigkeiten einer Injektion zu vermeiden und andererseits direkt in der Schleimhaut eine Immunität gegen Erreger zu stimulieren, die über die Luft übertragen werden.

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