Nobelpreisträger Robert Huber wird 80

17. Februar 2017
"Proteine sind schön, Kristalle sind schöner"  „Fotosynthese ist die wichtigste chemische Reaktion auf der Erde“. Mit diesem Titel verkündigte im Jahr 1988 die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften, dass Robert Huber zusammen mit Hartmut Michel und Johann Deisenhofer den Nobelpreis für Chemie verliehen bekommt. In Teamarbeit entschlüsselten sie die dreidimensionale Struktur des fotosynthetischen Reaktionszentrums. Am 20. Februar feiert der Nobelpreisträger und Leiter der Emeritusgruppe „Strukturforschung“ am Max-Planck-Institut (MPI) für Biochemie, seinen 80. Geburtstag. Die Faszination für die Struktur von Proteinen hat ihn nie losgelassen. Heute forscht er an Medikamenten zur Therapie von Autoimmunerkrankungen.

Robert Huber wuchs mitten im Krieg auf, geboren am 20. Februar 1937 in München. Eine schwierige Zeit, in der es wenige Grundschulen gab und der tägliche Kampf um Brot und Milch im Vordergrund stand. Mit Eigeninitiative und Hilfe seiner Familie lernte er lesen und schreiben und besuchte 1947 eines der wenigen Gymnasien in der Nähe seiner elterlichen Wohnung. Hubers Leidenschaft, die Chemie, war im damaligen Lehrplan nur sehr spärlich vorgesehen. Die wenigen Stunden, die angeboten wurden, reichten dem jungen, chemiebegeisterten Schüler nicht. Daher verschlang er in seiner Freizeit jedes Buch über Chemie, das im in die Hände fiel. Dies brachte ihm aber auch Ärger ein. Ein Schüler, der mehr weiß als sein Lehrer und ihn dies auch spüren ließ, galt als aufmüpfig.

Stipendien ermöglichten ihm, trotz der finanziell schwierigen Zeit für seine Familie, ein Chemie Studium und seine Doktorarbeit an der Technischen Universität in München (TUM) zu absolvieren. Seine Leidenschaft für die Strukturforschung kam durch seine Liebe für den Bergsport. Beim Wandern sammelte er in den Alpen Mineralien. Ihn faszinierten die symmetrischen, klaren Strukturen und deren Entstehung. So suchte er sich einen Professor, der führend in der Kristallographie war und kam zu Professor Walter Hoppe an die Technische Hochschule in München (heute TUM). Verglichen mit heutigen Standards war die Strukturforschung damals mühsam. Die Methoden fehlten und mussten erst entwickelt werden. „Die Möglichkeiten heute sind einfach nur fantastisch“ so Huber, „Damals war es ein anderer Reiz. So hatte ich die Gelegenheit neue Methoden zu entwickeln.“ 1968 etablierte er seine eigene kleine Arbeitsgruppe am damaligen MPI für Eiweiß-und Lederforschung (ein Vorgänger des heutigen MPI für Biochemie) mit der er erfolgreich viele weitere Proteinstrukturen aufklärte, zunächst die des Insektenproteins Erythrocruorin.

Diese Entdeckung bescherte ihm gleich zwei Rufe an renommierte Forschungsinstitutionen. Zuerst kam der Ruf an die Universität Basel, den er auch fast angenommen hätte. Als dann allerdings der Ruf an das damalige MPI für Biochemie kam, fiel dem heimatverbundenen Münchener die Entscheidung nicht schwer zu bleiben. „Über den Ruf war ich sehr froh. München ist eine prächtige Stadt und das MPI für Biochemie ein exzellenter Forschungsstandort.“ Seit 1972 ist er nun wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie. Neben einigen Gastprofessuren, wie an der Universität Duisburg-Essen und der Cardiff University, ist er seit 1976 auch Professor an der TUM.

Der Kontakt zu seinen Mitarbeitern und Doktoranden war ihm immer sehr wichtig. „Es erfüllt mich mit Stolz zu sehen, wenn ehemalige Doktoranden oder Postdocs einen erfolgreichen Weg eingeschlagen haben“. Bis heute steht er in regem Austausch mit vielen seiner Mitarbeiter und tüftelt an neuen Ideen. Denn seine Forschung weiterzuführen, ist ihm eine Herzensangelegenheit. „Proteine sind schön, Kristalle sind schöner“ so Huber, „Meine Faszination für Protein Strukturen und Kristallographie ist nie verebbt.“ Heute ist er Mitbegründer zweier Start-up Unternehmen in Martinsried, die durch das Wissen über die Struktur von Proteinen Medikamente, beispielsweise gegen Autoimmunerkrankungen, entwickeln. Aktuellstes Projekt ist seine Mitarbeit beim Lead Discovery Center in Dortmund, einer Initiative des Technologie-Transfer-Unternehmens Max-Planck-Innovation. Ziel ist es, das Potenzial exzellenter Grundlagenforschung auf der Suche nach neuen Therapien von Krankheiten besser zu nutzen. „Ich finde es schön mit beiden Beinen in der Realität zu stehen und weiter zu forschen. Es ist mein Wunsch, an der Entwicklung von Medikamenten beteiligt zu sein.“ Seinen Geburtstag möchte Robert Huber beschaulich im engeren Kreis seiner Familie feiern. [Sas]

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