Bauausschuss tagt zum neuen Rechenzentrum am Max-Planck-Campus Martinsried
Standort und nachhaltiges Konzept des „Data Centers“ für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan

In der Bauausschuss-Sitzung der Gemeinde Planegg wurde am 10. Juli auch das geplante Rechenzentrum am Campus Martinsried vorgestellt. Christoph Nagel-Hirschauer, Architekt und zuständiger Projektleiter der Max-Planck-Gesellschaft, stellte den Bedarf und die Ziele des sogenannten "Data Center" Projekts, sowie den geplanten Standort und das Nachhaltigkeitskonzept vor. Nachdem in den letzten Monaten bereits viele Themen zur Technik und Umsetzung des Projekts mit der Gemeinde besprochen und geklärt werden konnten, stimmte das Gremium dem Aufstellungsbeschluss nun einstimmig zu. Mit diesem förmlichen Schritt beginnt das Verfahren für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan, in dem alle baurechtlichen Details mit der Gemeinde erörtert und abgestimmt werden.
Neuer Standort auf bestehender Fläche
Ursprüngliche Überlegungen sahen vor, das Rechenzentrum auf der Fläche der ehemaligen Gewächshäuser der Institute zu bauen. Dadurch wäre das Gebäude jedoch im bestehenden Grüngürtel am Rand des Max-Planck-Geländes. Das Konzept wurde daher noch einmal überarbeitet: Als neuer Ort für das Rechenzentrum ist nun die Fläche des heutigen Parkdecks der Institute vorgesehen.
„Die wegfallenden Parkplätze sollten kein Problem für die Mitarbeitenden sein“, erklärt Nagel-Hirschauer. „Die verfügbaren Parkplätze der Institute sind bei Weitem nicht ausgelastet und die Parksituation muss eh im Rahmen der Campusentwicklung und in Abstimmung mit der Gemeinde neu strukturiert werden.“ Je nachdem, welcher Entwurf sich im Planungswettbewerb für den neuen Max-Planck-Campus durchsetzt, werden dann eventuell Interimsflächen benötigt oder die erforderlichen Parkflächen könnten bereits final im ersten Bauabschnitt errichtet werden.
Durch den Bau des Rechenzentrums auf der Fläche des Parkdecks entfällt eine zusätzliche Bodenversiegelung. Die Gewächshausreste am östlichen Rand des Geländes weichen einer neuen Grünfläche, die den übergeordneten Grünzug stärken. Die Erschließung erfolgt von Norden über den Klopferspitz. Das geplante Gebäude entspricht mit einer Grundfläche, inklusive der Nebenanlagen und befestigten Flächen, der Fläche des bestehenden Parkdecks. Aus Richtung Würmtalstraße kommend wird das Gebäude hinter den hohen Bäumen kaum zu erkennen sein.
Grüne Architektur und effiziente Technik
Das neue Data Center soll sich in die Umgebung einfügen und seinen Beitrag zum übergeordneten Ziel eines nachhaltigen, lebenswerten Campus leisten. Daher soll das gesamte Gebäude von einer Grünfassade ab dem ersten Obergeschoss umschlossen werden. Diese verringert die Aufheizung des Baukörpers, filtert Feinstaub und bietet Lebensraum für Vögel und Insekten. Das zum Teil extensiv begrünte Dach wird Regenwasser abpuffern und das Mikroklima weiter verbessern. Den technischen Schwerpunkt bilden energieeffiziente Serverhardwaresysteme und ein durchdachtes Temperaturmanagement für Kühlung und die Abwärmenutzung zur Beheizung künftiger Gebäude am Campus oder von externen Abnehmern. Der benötigte Strom wird zu 100% aus zertifizierten, CO₂ neutralen Quellen bezogen.
Gemeinsamer Schritt in die digitale Zukunft
Mit dem Aufstellungsbeschluss kann das formale Bebauungsplan Verfahren für den „Neubau Data Center Campus Martinsried“ nun starten. Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde, der beiden Max-Planck-Institute, der Bauabteilung der Max-Planck-Gesellschaft und der Max Planck Computing & Data Facility (MPCDF), dem Betreiber des Rechenzentrums, arbeiten für dieses Projekt eng zusammen. Gemeinsam soll ein neues Rechenzentrum entstehen, dass die Forschung und wissenschaftliche Exzellenz der gesamten Max-Planck-Gesellschaft und, im Besonderen, am Standort Martinsried stärkt. Gleichzeitig ist es allen Beteiligten wichtig, dass das Projekt nachhaltig die Interessen von Mensch und Natur gleichermaßen berücksichtigt.
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Warum ein neues Rechenzentrum?
Die moderne Forschung arbeitet mit riesigen Datenmengen, sodass starke Computer und viel Rechenleistung in fast allen wissenschaftlichen Disziplinen unverzichtbar sind. Auch bei den beiden Martinsrieder Instituten sind komplexe Datenanalysen und Simulationen an der Tagesordnung – sei es bei der Analyse genetischer Sequenzen und molekularer Strukturen, der Auswertung hochauflösender Bilddaten oder der Simulation biologischer Prozesse. Ein gemeinsames Rechenzentrum für alle Forschungsinstitute der Max-Planck- Gesellschaft schafft eine optimale Infrastruktur und bietet viele Vorteile: Als Erweiterung und Absicherung bestehender Rechenkapazitäten am Campus Garching wird es Berechnungen beschleunigen, die Zusammenarbeit verbessern und datenintensive Analysen auf höchstem Niveau ermöglichen.