2002

Verschiedene zelluläre Mechanismen verhindern, dass Zellen, deren genetische Information (DNA) beschädigt wurde, sich weiter vermehren und den Organismus durch die Bildung von Tumoren schädigen. Die Zellen können sich durch den programmierten Zelltod (Apoptose) selbst zerstören oder durch vorzeitige Alterung (Seneszenz) ihre Zellteilungsaktivitäten einstellen. In der neuesten Ausgabe der Zeitschrift Journal of Clinical Investigation präsentieren Dimitri Lodygin, Antje Menssen und Heiko Hermeking aus der Arbeitsgruppe Molekulare Onkologie des Max-Planck-Instituts für Biochemie eine Substanz, die Krebszellen quasi frühzeitig "altern" lässt und so ihre Zellteilung hemmt. LY83583 könnte der Prototyp für eine neue Form von Tumortherapeutika sein, die gegenüber der herkömmlichen Chemotherapie den Vorteil hätten, dass sie die DNA gesunder Zellen des Organismus nicht schädigt. mehr

"Für seine herausragenden Leistungen bei der Erforschung der Molekularbiologie von Brustkrebs" erhält Prof. Axel Ullrich, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie, den King Faisal International Prize 2003 in der Disziplin Medizin, gemeinsam mit Prof. Umberto Veronesi, Wissenschaftlicher Direktor des "Europäischen Instituts für Onkologie" in Mailand/Italien. Der 1943 in Lauban geborene Ullrich studierte Biochemie an der Universität Tübingen und promovierte 1975 an der Universität Heidelberg im Fach Molekulare Genetik. Danach ging er als Postdoc bis 1978 an die University of California in San Francisco (UCSF), und arbeitete dann als Wissenschaftler bei der Firma Genentech South San Francisco, bis er 1988 zum Direktor und Wissenschaftlichen Mitglied am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München berufen wurde. Axel Ullrich ist weltweit einer der renommiertesten Krebsforscher. Er erhält den King-Faisal-Forschungspreis insbesondere für seine Beschreibung eines monoklonalen Antikörpers für den HER2-Rezeptor, was zur Entwicklung des Antikrebs-Medikaments "Herceptin" führte, dem ersten klinisch wirksamen monoklonalen Antikörper, der heute weltweit gegen Brustkrebs eingesetzt wird. mehr

Seit über zehn Jahren arbeiten Wissenschaftler in der Abteilung Molekulare Strukturbiologie von Wolfgang Baumeister an der Entwicklung der Elektronentomographie - ein Verfahren, bei dem die Elektronenmikroskopie mit automatisierten Bildaufzeichnungsverfahren und neuer Bildanalysetechnik kombiniert wird. So konnten sie bereits in das Innere von Bakterienzellen schauen und Zellbestandteile wie Membranen und Molekülkomplexe dreidimensional darstellen. Erstmals gelang es ihnen nun auch Bilder aus dem Zellinneren eines Vielzellers, des Schleimpilzes Dictyostelium discoideum, zu präsentieren und damit den Beweis anzutreten, dass es auf diesem Wege tatsächlich möglich ist, Momentaufnahmen von Zellen höherer Organismen zu erhalten. Ihre Ergebnisse haben die Martinsrieder Forscher in der aktuellen Ausgabe von Science (8. November 2002) veröffentlicht. mehr

Pro Sekunde ereignen sich im menschlichen Organismus mehrere Millionen Zellteilungen. Diese schier unglaubliche Zahl verdeutlicht, wie wichtig es für den Organismus ist, einen reibungslosen Ablauf dieses Prozesses zu gewährleisten. In allen Lebewesen verfügen Zellen daher über entsprechende Kontrollmechanismen im Rahmen der Zellteilung. Werden diese Kontrollmechanismen außer Kraft gesetzt, so kommt es häufig zur Tumorbildung. Wissenschaftlern vom Max-Planck-Institut für Biochemie ist es jetzt gelungen, ein Kontrollelement zu identifizieren, das integrativer Bestandteil des so genannten "Spindel-Checkpoints" ist. Wird das Protein, von den Wissenschaftlern Hec1 genannt, zusammen mit anderen Kontrollelementen inaktiviert, so kommt es zu dramatischen Fehlern bei der Zellteilung. Die Forscher um Prof. Erich A. Nigg haben ihre Ergebnisse jetzt in Science (27. September 2002) veröffentlicht. mehr

Der Träger der Erbinformation, die DNA, kann durch unterschiedliche Umwelteinflüsse, wie beispielsweise UV-Licht, geschädigt werden. Diese Schädigungen führen zu Änderungen in der Erbinformation, so genannten Mutationen. Sie sind eine Hauptursache für die Entstehung von Krebs, aber auch für den Alterungsprozess. Da die Art der Schäden sehr unterschiedlich sein kann, besitzt die Zelle auch verschiedene Möglichkeiten, diese Schäden, und das heißt die DNA, zu reparieren. Einen wichtigen Schritt zur Aufklärung eines bislang noch unzureichend verstandenen Weges bei der DNA-Reparatur konnten Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München jetzt machen. In der neuesten Ausgabe der Zeitschrift Nature (Band 419, 12. September 2002) berichten die Forscher aus der Abteilung Molekulare Zellbiologie von Prof. Stefan Jentsch über ihre Entdeckung. mehr

In einem kürzlich entwickelten Nahfeldmikroskop haben Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried erstmals Kristallschwingungen mit nanometrischer Ortsauflösung sichtbar gemacht (Nature, 11. Juli 2002). Mit Hilfe von Infrarotlaserstrahlen konnten sie die Resonanz der Kristallschwingung, die so genannte Phonon-Resonanz, aufzeichnen. Die neue Technik macht kleinste Kristallveränderungen und -verunreinigungen im Bereich von nur einem Hunderttausendstel Millimeter sichtbar und eröffnet neue Möglichkeiten für die Erforschung von Materialien und biologischen Mineralien wie Zähnen und Knochen. Sogar technische Innovationen etwa für die Datenspeicherung sind möglich und wurden bereits zum Patent angemeldet. mehr

Krebs entwickelt sich dort, wo die Teilung von Zellen außer Kontrolle geraten ist. Die Zellteilung wird durch Proteine reguliert, deren Bildung durch Gene gesteuert wird. Wesentliche Erkenntnisse in der heutigen Krebsforschung liefern deshalb Studien zur Aktivierung oder Inaktivierung von Genen in Tumorzellen. Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried haben nun 476 verschiedene Gene identifiziert, die alle durch ein Protein reguliert werden. Das sogenannte c-MYC-Protein bindet an die DNA der Zelle und aktiviert Gene, die für die Synthese von Proteine zur Unterstützung des Krebswachstums notwendig sind, zum Beispiel Proteine für die Zellteilung. In der neuesten Ausgabe des renommierten Journals der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften (Proceedings of the American Academy of Science, PNAS, 30. April 2002) veröffentlichen Antje Menssen und Heiko Hermeking ihre Ergebnisse. mehr

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