Marion Schuller wird neue Forschungsgruppenleiterin am MPI für Biochemie

Was passiert, wenn Bakteriophagen Bakterien infizieren? Mit dieser Frage beschäftigt sich Marion Schuller ab dem 1. Juli mit ihrer neuen Lise-Meitner-Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Biochemie.

23. Juni 2025

Ab dem 1. Juli wird Marion Schuller ihre Tätigkeit als Leiterin der neuen Lise-Meitner-Forschungsgruppe „Abwehrmechanismen der Wirtszelle“ am Max-Planck-Institut für Biochemie (MPIB) aufnehmen. Die Biochemikerin interessiert sich für die Infektionsmechanismen von sogenannten Bakteriophagen: Viren, die spezifisch Bakterien infizieren und abtöten. Marion Schuller wird die sogenannte ADP-Ribosylierungs-abhängigen Signalwege in Bakterien analysieren, um zu verstehen, wie Bakterien mit der Infektion von Bakteriophagen umgehen. Mit ihrer Arbeit möchte sie langfristig einen Beitrag zur Bekämpfung von multiresistenten bakteriellen Infektionen leisten.
 

Forschungsgruppe „Abwehrmechanismen der Wirtszelle“

Die Resistenz von Bakterien gegenüber Antibiotika stellt eine große Gefahr für das Gesundheitswesen dar, für die dringend therapeutische Lösungen benötigt werden. Bakteriophagen, kurz Phagen, sind Viren, die für ihre Vervielfältigung spezifisch Bakterien infizieren und diese damit abtöten. Deshalb werden phagenbasierte Therapien als ein vielversprechender Ansatz für die Bekämpfung von multiresistenten bakteriellen Infektionen gesehen. Marion Schuller erklärt: „Das Zusammenspiel zwischen Phagen und Bakterien ist faszinierend. Es liegen hoch komplexe und spezifische biochemische Prozesse zugrunde, die im Großen und Ganzen noch unerforscht sind. Zusammen mit meinem Team möchte ich in Zukunft die sogenannten ADP-Ribosylierungs-abhängigen Signalwege analysieren, die im Wettstreit zwischen Phagen und Bakterien beteiligt sind.“ Die ADP-Ribose ist ein Molekül, dass einzeln oder kettenförmig von einem Enzym an Proteine, DNA oder RNA gebunden werden kann. Diesen Prozess nennt man ADP-Ribosylierung. Die ADP-Ribosilierungs-abhängigen Signalwege sind insbesondere für deren Rolle in der DNA-Reparatur in menschlichen Zellen bekannt. Marion Schuller weiter: „Ich beschäftige mich seit meiner Zeit in Oxford mit der ADP-Ribosylierung; wenn Phagen Bakterien infizieren, sind ADP-Ribosylierungsprozesse Teil des Repertoires von Abwehrmechanismen, die von Bakterien im Kampf gegen Phagen eingesetzt werden. Hier werden wir die Details erforschen.“

Das Zusammenspiel zwischen Phagen und Bakterien ist faszinierend. Es liegen hoch komplexe und spezifische biochemische Prozesse zugrunde, die im Großen und Ganzen noch unerforscht sind.
Marion Schuller

Über Marion Schuller

Marion Schuller studierte Pharmaceutical Sciences an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Für Ihre Promotion ging sie 2013 an die Universität Oxford in Großbritannien und forschte unter der Leitung von Stefan Knapp und Benedikt Kessler im Nuffiled Department of Medicine am Target Discovery Institute and Structural Genomics Consortium. In ihrer Postdoktorandenzeit von 2018 bis 2025 erforschte sie Mechanismen von bakteriellen Giften im Mycobacterium tubercolosis im Forschungslabor von Ivan Ahel in Oxford in Zusammenarbeit mit Professor Graham Steward von der University of Surrey, UK. Seit April 2025 ist sie am Max-Planck-Institut für Biochemie tätig. Ab Juli diesen Jahres leitet sie die Lise-Meitner-Forschungsgruppe „Abwehrmechanismen der Wirtszelle“.

Glossar:
Bakteriophagen: kurz Phagen, sind Viren, die nur Bakterien infizieren und sich durch diese vermehren.

ADP-Ribose: ist ein Molekül, das aus dem Zucker Ribose, zwei Phosphatgruppen und dem Nukleosid Adenosin besteht. Es spielt eine zentrale Rolle in der Zelle, wo es als „Anhänger“ an Makromoleküle (z. B. Proteine) gebunden wird, um deren Aktivität oder Funktion gezielt zu verändern. Dieser Vorgang ist insbesondere bei der Regulation von Stoffwechselprozessen, der DNA-Reparatur und der Signalübertragung innerhalb der Zelle von Bedeutung.

ADP-Ribosylierung: ist eine reversible, enzymatische Veränderung von Makromolekülen, bei der eine oder mehrere ADP-Ribose-Einheiten von NAD+ auf bestimmte Aminosäurereste in Proteinen oder auf DNA und RNA übertragen werden, um deren jeweilige Funktion zu regulieren.

Multiresistente Bakterien: sind Krankheitserreger, die gegen viele verschiedene Antibiotika unempfindlich geworden sind und daher schwerer zu behandeln sind.

NAD+: Abkürzung für Nicotinamidadenindinukleotid; ist die oxidierte, elektronenaufnehmende Form des Coenzyms NAD.

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