Max-Planck-Forschungspreise 2003 verliehen - Förderung internationaler Zusammenarbeit / Kritische Masse für wissenschaftliche Spitzenleistungen

26. November 2003

Zur Förderung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit über Grenzen hinweg verleihen die Max-Planck-Gesellschaft und die Alexander von Humboldt-Stiftung im Rahmen einer Festveranstaltung am 26. November 2003, 17.30 Uhr, im Harnack-Haus in Berlin-Dahlem die Max-Planck-Forschungspreise des Jahres 2003 an insgesamt zwölf Wissenschaftler. Die Auszeichnungen sind mit jeweils 125 000 € dotiert und bieten einen flexiblen Rahmen zur Aufnahme, Vertiefung oder Erweiterung gemeinsamer Projekte hochqualifizierter deutscher und ausländischer Forscher mit dem Ziel, im internationalen Verbund wissenschaftliche Spitzenleistungen zu erreichen.

"Die Max-Planck-Forschungspreise sollen Zeichen für die Zukunft setzen und die Einheit der Wissenschaft über Grenzen hinweg sichtbar und wirksam werden lassen", erklärt Prof. Rüdiger Wolfrum, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft. Die Auszeichnung soll Möglichkeiten eröffnen, für gemeinsame Forschungsprojekte die besten Partner im In- und Ausland zu finden und so die notwendige "kritische Masse" entstehen zu lassen. Dies sei eine entscheidende Voraussetzung, um durch langfristige und intensivierte Zusammenarbeit neue Spitzenleistungen in der Forschung hervorzubringen - ohne dass die Wissenschaftler durch lange Gastaufenthalte aus ihrem Forschungsumfeld in ihren Heimatinstitutionen herausgelöst werden müssen. Mit den Max-Planck-Forschungspreisen werden insbesondere kurzfristige Forschungsaufenthalte, gemeinsame Fachtagungen oder Workshops sowie der zusätzlich erforderliche Aufwand für Sachausgaben und Hilfspersonal finanziert. Die Mittel für dieses seit 1990 laufenden Programms stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Verfügung.

In diesem Jahr hat sich der aus insgesamt zehn Mitgliedern bestehende Auswahlausschuss unter dem Vorsitz von Prof. Herbert Walther für die Auszeichnung folgender Persönlichkeiten und Projekte mit dem Max-Planck-Forschungspreis 2003 entschieden:

In den Disziplinen Biowissenschaften/Medizin erhalten den Max-Planck-Forschungspreis 2003:

- Prof. Eckart Dieter Gundelfinger, Leibniz Institut für Neurobiologie, Abteilung für Neurochemie und Molekularbiologie, Magdeburg, für die Identifizierung der beiden "Riesen-Proteine" "Bassoon" und "Piccolo", die bei der Verschaltung neuronaler Netze beispielsweise im Gehirn eine entscheidende Rolle spielen

- Prof. Jürgen Hennig, Universitätsklinik Freiburg, Abteilung für Radiologie, für die Entwicklung der RARE-Technik, mit der die Bildgebung bei der Magnetresonanz-Tomographie beschleunigt und somit auch schnelle Bewegungen, etwa die der Herzwand, sichtbar gemacht werden können.

- Prof. Gary Lee Westbrook, Oregon Health & Sciences University, Portland, Oregon/USA, für seine Forschungsarbeiten über die Durchlässigkeit von so genannten NMDA-Rezeptoren für Kalzium-Ionen; dadurch werden Enzyme aktiviert, die zu Langzeitveränderungen der Synapsen führen, jenen Schaltstellen, die den Raum zwischen den Nervenenden im Gehirn überbrücken.

Der Max-Planck-Forschungspreis 2003 für Chemie/Pharmazie geht an:

- Prof. Michael Grunze, Universität Heidelberg, Institut für Angewandte Physikalische Chemie, für die Entwicklung neuartiger Oberflächen, beispielsweise nur wenige Nanometer dünne Schichten aus hochpolymerisierten Molekülen für so genannte Stents. Diese Röhrchen, mit denen etwa verengte Herzkranzgefäße erweitert werden können, verringern Risiken von Thrombosen oder Infektionen.

- Prof. Stefan Jentsch, Max-Planck-Institut für Biochemie, Abteilung für Molekulare Zellbiologie, München/Martinsried, erforscht am Modellorganismus der Hefezelle Reparaturmechanismen der menschlichen Erbinformation und hat eine Art zellulären "Schutzschalter" aufgespürt: Das eröffnet künftig neue Diagnosemethoden und Therapien im Kampf gegen Krebs.

Den Max-Planck-Forschungspreis 2003 im Bereich Ingenieurwissenschaften erhält:

- Prof. Antony P. Selvadurai, McGill University, Department of Civil Engineering and Applied Mechanics, Montreal/Kanada, für seine theoretischen und experimentellen Methoden, mit denen die Eigenschaften der Fundamente von Bauwerken vorausberechnet werden können, etwa für die wechselnden Belastungen einer Pipeline auf Dauerfrostboden.

Zwei Wissenschaftler werden mit dem Max-Planck-Forschungspreis 2003 für Mathematik ausgezeichnet:

- Prof. Stephan Luckhaus, Universität Leipzig, Mathematisches Institut, für seine bahnbrechenden Modelle, die eindeutige Lösungen für den Wasser- und Stofftransport im Boden liefern, aber auch - bisher allerdings nur theoretisch - das Wachstum von Tumorzellen in gesundem Gewebe beschreiben können.

- Prof. Wolfgang Lück, Universität Münster, Mathematisches Institut, für seine richtungsweisenden Forschungsarbeiten über algebraische Topologie - eine fundamentale Theorie, die inzwischen nahezu alle wichtigen Gebiete der Mathematik durchdringt.

Den Max-Planck-Forschungspreis 2003 für Geistes- und Sozialwissenschaften erhalten:

- Prof. Thomas Risse, Freie Universität Berlin, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft, für seine wissenschaftlichen Untersuchungen der Entwicklung internationaler Beziehungen: Vor dem aktuellen Hintergrund bewaffneter Konflikte, den Herausforderungen durch Terrorismus aber auch des europäischen Einigungsprozesses mit der bevorstehenden Erweiterung nach Osten erforscht Thomas Risse die Folgen für die Weltpolitik.

- Prof. Kathleen Thelen, Northwestern University, Department of Political Science, Illinois/USA, erforscht die Institutionen, die - wie Gewerkschaften und Arbeitgeber - für einen Ausgleich der Interessen zwischen Arbeit und Kapital sorgen und hat die weit verbreitete Ansicht widerlegt, dass die sogenannte Globalisierung zu einer gleichförmigen, "neoliberalen" Ausrichtung amerikanischer Prägung der Wirtschaftsunternehmen aller Industrienationen führt.

Der Max-Planck-Forschungspreis 2003 für Physik wird verliehen an

- Prof. Klaas Bergmann, Universität Kaiserslautern, Fachbereich Physik, für die Entwicklung des sogenannten STIRAP-Verfahrens (Stimulated Raman Adiabatic Passage): Damit können Quantenprozesse, die zum Beispiel bei chemischen Reaktionen zwischen Atomen und Molekülen eine entscheidende Rolle spielen, mit einzigartiger Genauigkeit untersucht werden.

- Prof. Yuval Gefen, Weizmann Institute of Science, Department of Condensed Matter Physics, Rehovot/Israel, arbeitet an den Grundlagen für die künftige "Nanoelektronik". In dieser mikroskopischen Welt der Atome mit extrem kleinen Strukturen treten - etwa durch die gegenseitige Abstoßung einzelner Elektronen - neuartige Effekte auf, die kontrolliert werden müssen, damit das Ziel eines Quantencomputers für eine unvorstellbar große Anzahl paralleler Rechenoperationen erreicht werden kann.

Verliehen werden die "Max-Planck-Forschungspreise 2003 für internationale Kooperation" bei einer Festveranstaltung am Mittwoch, 26. November 2003, 17.30 Uhr, im Harnack-Haus der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-Dahlem. Nach der Begrüßung durch Prof. Rüdiger Wolfrum, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, hält Wolf-Michael Catenhusen, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, eine Ansprache. Anschließend stellt Prof. Wolfgang Frühwald, der Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, die ausgezeichneten Wissenschaftler einzeln vor und überreicht die Urkunden. Zum Abschluss hält einer der Preisträger den Festvortrag: Prof. Stefan Jentsch vom Max-Planck-Institut für Biochemie berichtet unter dem Titel "Geschick und Schicksal in der Zelle: Ein Protein mit der Lizenz zum Töten" über seine Forschungsarbeiten. [EH]

Weitere Informationen erhalten Sie von:

Felix Kahle

Max-Planck-Gesellschaft, Referat für Internationale Beziehungen, München

Tel.: 089 2108-1420

Fax: 089 2108-1451

E-Mail: felix.kahle@mpg-gv.mpg.de

Dr. Bernd Wirsing

Max-Planck-Gesellschaft (Pressesprecher), München

Tel.: 089 2108-1275

Fax: 089 2108-1207

E-Mail: wirsing@mpg-gv.mpg.de

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